Experten warnen vor Gesundheitsrisiken bei Hitzewellen

Public-Health-Experte Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien warnt eindringlich vor den Gefahren von Hitzewellen. Er betont: „Hitzewellen sind für Menschen mit Vorerkrankungen – vor allem, wenn sie älter und sozial isoliert sind – besonders belastend. Wenn dann auch noch Wetterumschwünge und falsches Verhalten dazukommen, steigen die Belastungen für Körper und Psyche für viele oft massiv an.“ Eine Umfrage des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) zeigt, dass rund 60 Prozent der Bevölkerung ihre Aktivitäten im Freien wegen extremer Hitze bereits abgebrochen oder verschoben haben.

Nicole MÜHL / 15. Juli 2024

Dr. Armin Kaltenegger (Leiter des Bereichs Eigentumsschutz im KFV) und Dr. Hans-Peter Hutter (Public-Health-Experte)

Langfristige Entwicklung der Hitzeproblematik

Dr. Armin Kaltenegger vom KFV erläutert, dass sich die Situation langfristig verschärfen wird. Er erklärt: „Während die weltweite Durchschnittstemperatur in den letzten Jahren um zirka 1,0 Grad gestiegen ist, waren es im Alpenraum sogar rund 2,5 Grad. Daher rechnen wir damit, dass die Anzahl und Intensität der Hitzetage, Tropennächte sowie die längeren Hitzeperioden in Zukunft in Österreich weiter steigen werden.“ Der Frühling 2024 sei laut vorläufigen Daten von GeoSphere Austria als der bislang wärmste Frühling in die österreichische Messgeschichte eingegangen.

Belastungen durch plötzliche Wetterumschwünge

Prof. Dr. Hans-Peter Hutter weist darauf hin, dass plötzliche Wetterumschwünge besonders für Menschen mit Herz-Kreislauf-, Lungen-, Nieren- oder psychischen Erkrankungen eine beträchtliche Belastung darstellen können. „Dabei darf man nicht vergessen, dass hinsichtlich eines Gesundheitsrisikos nicht nur höheres Alter eine Rolle spielt, sondern auch ob man etwa im Freien arbeitet“, erklärt Hutter. Es sei wichtig, neben ausreichend zu trinken, die Hitze nicht zu unterschätzen und sich darauf einzustellen.

Konkrete Tipps für den Umgang mit Hitze

  1. Kreislauf trainieren: Wechselduschen sind ein einfaches Mittel, um den Kreislauf zu stärken. Hutter empfiehlt: „Ganz wichtig dabei: zuerst warm duschen und dann kalt.“
  2. Fitness stärken: Bei extremer Hitze sollte man untertags den Körper schonen und Anstrengungen so weit wie möglich vermeiden. „Wichtig ist jedenfalls regelmäßig spazieren zu gehen und anderweitig Bewegung zu machen – und zwar das ganze Jahr über. Dadurch erhöht man die eigene Fitness und Hitzestress kann besser verkraftet werden“, so Hutter.
  3. Räume kühl halten: Wohnräume sollten in der Früh gründlich durchgelüftet werden. „Tagsüber ist es hingegen dringend angeraten, die Fenster geschlossen zu halten und die Räume mittels Außenjalousien abzudunkeln“, rät Hutter.
  4. Klimaanlage richtig nutzen: „Wer eine Klimaanlage im Auto, im Büro oder in den Wohnräumen hat, sollte beachten, dass der Unterschied zwischen Innen- und Außentemperatur nicht mehr als sechs Grad betragen sollte, damit der Organismus nicht zu stark belastet wird, wenn man zwischendurch ins Freie geht“, erklärt Hutter.
  5. Luftige Kleidung: Kopf und Augen sollten im Freien mit Kopfbedeckung und Sonnenbrille geschützt werden, der übrige Körper mit leichter und luftdurchlässiger Kleidung.
  6. Ruhe bewahren bei Urlaubsfahrten: Bei Stau und Hitze sollte man ruhig bleiben. Hutter empfiehlt: „Am besten gar nicht darauf eingehen. Erfahrungsgemäß bringt das nichts – außer, dass man sich selber noch mehr aufregt.“
  7. Pausen machen: Wer längere Zeit mit dem Auto unterwegs ist, sollte auf Pausen nicht vergessen. Kaltenegger warnt: „Keinesfalls Kleinkinder und bitte auch keine Haustiere allein im Auto zurücklassen – auch nicht, um nur schnell einen Sprung ins Geschäft zu machen. Denn es kann immer etwas Unvorhergesehenes passieren.“
  8. Medikamente überprüfen: „Wer dauerhaft Medikamente einnimmt, wie etwa Blutdrucksenker oder auch Psychopharmaka, sollte mit seinem Arzt bzw. seiner Ärztin Rücksprache halten, um allenfalls die Dosierung während Hitzeperioden zu adaptieren“, rät Hutter.
  9. Ausreichend trinken: „Ideal sind Wasser oder ungesüßte Tees. Alkoholische Getränke und Kaffee sind hingegen kontraproduktiv, da sie die Ausscheidung von Wasser ankurbeln“, so Hutter.

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