KMU-Umfrage 2024: Pessimismus dominiert wie nie zuvor

In einer aktuellen Umfrage der Creditreform Wirtschaftsforschung, die im ersten Halbjahr 2024 durchgeführt wurde, zeigt sich ein düsteres Bild der wirtschaftlichen Stimmung unter den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Österreich. Die Umfrage, an der 1.700 Unternehmen teilnahmen, offenbart, dass das Geschäftsklima negativer ist als auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie und die Auftragserwartungen auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Umfragen im Jahr 1996 liegen.

Nicole MÜHL / 9. Juli 2024

Das Liniendiagramm von Creditreform zeigt die zukünftige Auftragsentwicklung des Mittelstandes in Österreich von 2015 bis 2024. Die vertikale Achse stellt die Werte von -20,0 bis 40,0 dar, während die horizontale Achse die Jahre 2015 bis 2024 abbildet. Die Linie beginnt 2015 bei -3,1, steigt bis 2018 auf einen Höchstwert von 33,6 und fällt dann stark auf -11,9 im Jahr 2020. Danach steigt sie kurz auf 1,1 im Jahr 2021, bleibt 2022 stabil bei 0,7 und sinkt dann weiter auf -4,7 im Jahr 2023 und schließlich auf -13,2 im Jahr 2024. Die blaue Linie repräsentiert die Veränderung des Saldos von Aufträgen.

Geschäftsklima auf historischem Tiefstand

Das Geschäftsklima-Barometer der Creditreform, das die aktuelle Lage, die Erwartungshaltung und die allgemeine Stimmung der Unternehmen misst, sank auf minus 5,0 Punkte. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei plus 9,7 Punkten. Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer des Österreichischen Verbands Creditreform, betont, dass die Geschäftslage im vergangenen Winterhalbjahr besonders im Baugewerbe und im verarbeitenden Gewerbe als unbefriedigend bewertet wurde. Über die Hälfte der Unternehmen berichtete von einer verschlechterten Ertragslage.

Pessimistische Auftragserwartungen

Die Auftragserwartungen der KMU sind so pessimistisch wie seit Beginn der Umfragen nicht mehr. Nur 17,7 Prozent der Unternehmen rechnen mit steigenden Umsätzen, während mehr als ein Drittel (34,1 Prozent) von Rückgängen ausgeht. Besonders im Baugewerbe, verarbeitenden Gewerbe und Handel sind die Erwartungen negativ beeinflusst. Der übliche positive Saisoneffekt im Baugewerbe wird durch die Krise gedämpft.

Rückläufige Investitionsbereitschaft und Personalabbau

Die Bereitschaft zu investieren ist auf einem historischen Tiefstand. Nur noch 30,7 Prozent der Unternehmen planen Investitionen, der niedrigste Wert seit 1997. Zudem planen 25 Prozent der Unternehmen in den kommenden Monaten Personal abzubauen. Bereits im letzten Winter haben 29,5 Prozent der Unternehmen ihre Belegschaft verkleinert.

Finanzierungsschwierigkeiten und Eigenkapitalschwäche

Die Umfrage zeigt auch, dass die Sorge vor einer Kreditklemme wächst. 50,9 Prozent der Befragten befürchten, keine Finanzierung mehr zu erhalten. Besonders im Dienstleistungsgewerbe und im Handel haben viele Unternehmen eine schwache Eigenkapitalquote von unter 10 Prozent. Gleichzeitig meldeten mehr Unternehmen als im Vorjahr eine solide Eigenkapitalquote von über 30 Prozent.

Die österreichische Wirtschaft leidet unter den negativen wirtschaftlichen Entwicklungen in Deutschland und einer der höchsten Inflationsraten in der Eurozone, fasst Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer vom Österreichischen Verband Creditreform, die Ergebnisse zusammen. Dies betreffe insbesondere konjunkturtreibende Branchen wie die Immobilienwirtschaft, den Bau und die Industrie. Auch der Binnenkonsum sei aufgrund der allgemeinen Verunsicherung rückläufig. Die neue Bundesregierung steht vor der Herausforderung, Themen wie Pensionen, Bildung, Integration und Standortsicherung anzugehen, bürokratische Hürden abzubauen und die Exportwirtschaft zu fördern. In der Steuerpolitik sollte, so Weinhofer, der Grundsatz gelten: Fleiß und Leistung müssen belohnt werden.

Quelle: ÖCV

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert