Oberwart erneuert seine Innenstadt

Lebensraum statt Parkraum.

Nicole MÜHL / 27. Dezember 2024

Das Siegerprojekt für die Neugestaltung der Innenstadt von „3:0 Landschaftsarchitektur“ sieht unter anderem einen begrünten Hauptplatz vor und entlang der Wiener Straße ist eine Baumallee geplant. „Die Umsetzung soll auf Basis dieser Pläne erfolgen. Bis 2027 wäre es sportlich, aber möglich“, so Amtmann Roland Poiger.

Bereits seit 2022 wird über die Erneuerung der Innenstadt in Oberwart berichtet. Getan hat sich nicht viel, könnte man meinen. Doch der Schein trügt. „Wichtige Infrastrukturmaßnahmen unter der Oberfläche werden bereits umgesetzt“, sagt Amtmann Roland Poiger und betont: Oberwart befinde sich in einem Mobilitätswandel. Die Verlegung des Busbahnhofs steht in den Startlöchern. Der Durchzugsverkehr soll aus der Innenstadt weichen, um Platz für ein lebenswerteres Stadtzentrum zu schaffen. 

Ein komplexes Projekt, das im Zusammenspiel von Gemeinde und Land realisiert wird. „Es werden Parkplätze direkt an den Straßenverläufen wegfallen zugunsten von Grünflächen“, betont der Amtmann. Aber man werde dafür zentrale Großparkflächen schaffen. Oberwart soll sich von einer Verkehrs- und Parkstadt zu einer Wohnstadt wandeln.  

Oberwart treibt die Transformation seiner Innenstadt voran: Ziel ist es, die Lebensqualität zu steigern, indem der Verkehr aus dem Zentrum gedrängt wird. Ein wichtiger Baustein ist die Verlegung des Busbahnhofs – wie bereits mehrmals berichtet. Haltestellen für Zu- und Ausstiege sollen aber weiterhin im Stadtgebiet erhalten bleiben. „Wer in die Stadt will, wird auch in Zukunft Haltestellen zur Verfügung haben. Aber es ist nicht notwendig, dass jene Busse für den Umstieg- und Anschlussverkehr der Fahrgäste durch die Stadt fahren. Das kann auch an der Peripherie der Stadt passieren, denn diese Fahrgäste bleiben ja auch nicht in der Stadt“, erklärt Bürgermeister Georg Rosner. Allein dadurch sei mit einer Verkehrsberuhigung zu rechnen. Oberwart sei nicht nur Behörden- und Schulstadt. Man will die Wandlung in Richtung Wohnstadt vorantreiben. Nicht zuletzt seien in den letzten Jahren rund 200 neue Wohneinheiten in der Innenstadt entstanden. 

Warum die Badgasse nicht geeignet war

Ursprünglich war die Badgasse als Standort für den Busbahnhof vorgesehen. Doch die begrenzten Platzverhältnisse und der Wegfall von Parkmöglichkeiten für Badbesucher machten eine Umsetzung unmöglich. Was aber weiterhin im Fokus bleibt: „Schülerinnen und Schüler sollen den öffentlichen Verkehr nutzen und nicht einen halben Tag die Parkplätze blockieren“, so Poiger. Eine Parkraumbewirtschaftung in der Innenstadt werde unumgänglich sein. 

Stattdessen hat die Gemeinde nun neue Standorte ins Auge gefasst. Favorisiert wird ein Areal in der Nähe der Informhalle und der Sporthalle, das durch seine Nähe zu den Schulen und die gute Erreichbarkeit überzeugt. 

Zusammenarbeit mit dem Land Burgenland

Die Planung erfolgt in enger Kooperation mit dem Land Burgenland, das für den fließenden Verkehr (Durchzugsstraße) zuständig ist, während die Gemeinde für die Infrastruktur und die Gestaltung ab der Gehsteigkante verantwortlich ist. Bereits begonnene Arbeiten betreffen vor allem unterirdische Infrastrukturen wie Kanal, Strom, Wasser, Fernwärme und Daten-Highway. Diese Maßnahmen sind wesentliche Voraussetzungen für die Umsetzung des Projekts. „Auch wenn man es nicht sieht, die Umsetzung des Projektes ist bereits im Gange“, so Poiger.


Ein langfristiges Projekt 

In den kommenden zwölf bis 24 Monaten soll dann die Verlegung des Busbahnhofs über die Bühne gehen, während parallel die Innenstadt auf Basis der Entwürfe  des Planungsbüros „3:0 Landschaftsarchitektur“ umgestaltet wird (prima! hat berichtet). Bedeutet: zentrale Plätze für Aufenthaltsqualität und Begegnung zu schaffen. Der Wochenmarkt soll dabei nicht nur erhalten, sondern möglicherweise sogar ausgeweitet werden.


Parkplätze und Mobilität im Wandel

Ein weiterer Schwerpunkt des Konzepts ist die Neuordnung der Parkplätze. „Wenn wir mehr Grün in die Stadt bringen wollen, werden natürlich Parkplätze entlang den Straßen wegfallen“, so Poiger. Geplant seien dafür aber größere zentrale Parkplätze, unter anderem hinter dem Finanzamt oder am Gelände der ehemaligen Stadtschenke Paul. Dies soll den Parksuchverkehr im Zentrum minimieren. Gleichzeitig wird auf nachhaltige Mobilitätsangebote wie den öffentlichen Nahverkehr gesetzt. Langzeitparker sollen auf Park-and-Ride-Flächen am Stadtrand ausweichen. Schüler und Pendler sollen motiviert werden, Busse verstärkt zu nutzen. „Das Land Burgenland hat den öffentlichen Verkehr enorm ausgebaut. Da müssen auch wir als Gemeinde umdenken. Wenn das Angebot mehr genutzt wird, braucht es vielleicht nicht 600 Parkplätze in der Innenstadt, sondern möglicherweise nur mehr 400, die gut gelegen sind. Und es braucht auch keine Hochgarage, für die es bereits Pläne und ein Konzept gibt“, sagt Poiger. In Zeiten von Klimaticket, BAST und Ausbau der Busse müsse eine Stadt die Mobilitätswende mittragen. Ziel dabei sei, dass sich der Wohn- und Aufenthaltskomfort in der Innenstadt wesentlich erhöhe. „Auch wenn die Menschen zunächst gefordert sind, umzudenken“, sagt Poiger. Auch Verkehrswege werden sich ändern, um den Durchzugsverkehr auf der Wiener Straße zu entlasten. Zur Frage nach der Rotunde hat Rosner eine klare Antwort: „Dieser Platz ist einer der besten in Oberwart und kann nicht für Parkplätze verwendet werden. Hier geht es um ein Gesamtkonzept, in das die angrenzenden Schulen eingebunden werden.“

Verkehrslösung in der 
Schulgasse: Zwei Richtungen 
oder doch Einbahnstraße?

Ein weiteres zentrales Thema ist die mögliche Umwandlung der Schulgasse von einer Einbahnstraße in eine Straße mit Gegenverkehr. Die Frage nach den Auswirkungen auf bestehende Schanigärten steht dabei im Mittelpunkt: Sollte der Platz nicht ausreichen, ohne diese opfern zu müssen, sei eine Umsetzung nicht denkbar. Bürgermeister Rosner und Amtmann Roland Poiger machen deutlich, dass der Erhalt der Gastgärten oberste Priorität hat: „Wenn die Gastgärten wegfallen würden, wäre das ein Kriterium, wo es nicht umsetzbar ist.“

Die endgültige Entscheidung hänge von der Stellungnahme der Bezirkshauptmannschaft und dem damit verbundenen technischen Gutachten ab. 

Herausforderungen und Chancen

Die Finanzierung des Projektes bleibt angesichts der angespannten Finanzlage der Gemeinden eine zentrale Herausforderung. Dennoch sieht der Bürgermeister in der Neuausrichtung eine große Chance: „Die Innenstadt soll sich von einem Ort des Durchzugsverkehrs zu einem lebenswerten Wohn- und Aufenthaltsraum entwickeln. Wer in die Stadt möchte, wird aber auch weiterhin gut angebunden sein – nur eben in einer grüneren, ruhigeren Umgebung.“

Zwei Männer studieren eine Karte in einer Stadt mit 30 km/h Begrenzung, frühlingshafte Atmosphäre im Hintergrund.

Für mehr Lebenskomfort soll auch Tempo 30 in weiteren Bereichen sorgen, betonen Bürgermeister Georg Rosner und Amtmann Roland Poiger.


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