Warum wir nicht kaufen, was wir wollen

Ein Einblick in den Lebensmittelkonsum der Österreicherinnen und Österreicher

Nicole MÜHL / 9. Juli 2024

Maria Fanninger und Hannes Royer, die Gründer des Vereins „Land schafft Leben“, über die Einkaufgewohnheiten der Österreicherinnen und Österreicher

Von A wie Aktionen bis T wie Tierwohl: Ein Blick auf unsere Kaufgewohnheiten

Im neuesten Report von „Land schafft Leben“ werden die Kaufgewohnheiten der Österreicher*innen und deren weitreichende Auswirkungen beleuchtet. Der durchschnittliche Österreicher konsumiert pro Jahr rund eineinhalb Tonnen Lebensmittel. Doch was beeinflusst unsere Kaufentscheidungen? Welche Rolle spielen Bio-Produkte und warum ist Österreich ein Land der Rabattaktionen? Diese Fragen und mehr wurden im Report detailliert untersucht. Ein zentrales Ergebnis: Unser Kaufverhalten steht oft im Widerspruch zu den gesellschaftlichen Erwartungen an die Lebensmittelproduktion.

Widersprüchliche Konsumgewohnheiten: Hohe Ansprüche, niedrige Preise

Ein eklatantes Beispiel für dieses Dilemma liefert die Diskussion rund um die Schweinehaltung. Obwohl hohe Standards in der Fleischproduktion gefordert werden, greifen viele Konsumenten letztlich zum billigsten Angebot. Maria Fanninger, Mitbegründerin von „Land schafft Leben“, betont die Notwendigkeit einer verpflichtenden Herkunfts- und Haltungskennzeichnung. Nur so können Konsument*innen fundierte Entscheidungen treffen und hochwertige Produktion unterstützen, anstatt diese lediglich zu wünschen.

Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Die Diskrepanz zwischen dem, was wir fordern, und dem, was wir tatsächlich kaufen, wird auch durch Zahlen belegt. Eine Umfrage der RollAMA ergab, dass 48 Prozent der Befragten Tierwohl als wichtig erachten, jedoch greifen nur wenige zu entsprechenden Produkten. Besonders auffällig ist dies beim Schweinefleisch, wo der Anteil von Bio- und Tierwohl-Produkten lediglich bei sieben Prozent liegt. Hannes Royer, ebenfalls Gründer des Vereins, unterstreicht die unbewusste Macht des Konsumverhaltens und ruft zu einem verantwortungsvolleren Einkauf auf.

Rabattaktionen als Kaufmagnet

Besonders beim Fleischkauf spielen Aktionen eine große Rolle. 2023 wurden 44 Prozent des Fleisches über Rabattaktionen verkauft. Diese Aktionen sind in Österreich besonders populär, mit einem durchschnittlichen Anteil von 30 bis 40 Prozent der Aktionsware im Lebensmitteleinzelhandel. Nur in Tschechien ist dieser Anteil noch höher. Besonders hoch ist der Aktionsanteil beim Bier, wo schätzungsweise 70 Prozent der Verkäufe über Aktionen laufen, bei Großereignissen wie der Fußball-Europameisterschaft sogar noch mehr.

Geschmack dominiert die Kaufkriterien

Neben Aktionen sind es vor allem der Geschmack, die Herkunft und der Preis, die den Einkauf dominieren. Auch der Nährwert und die Lebensmittelsicherheit spielen eine Rolle, ebenso wie die Umwelt- und Klimaauswirkungen der Lebensmittel. Diese vielfältigen Kriterien unterstreichen die komplexen Entscheidungsprozesse der Konsument*innen.

Umfassender Einblick in den Lebensmittelkonsum

Der Report von „Land schafft Leben“ bietet auf über 70 Seiten und mit 54 Grafiken detaillierte Einblicke in den Lebensmittelkonsum in Österreich. Er ist das Ergebnis einer umfangreichen Literaturrecherche und zahlreicher Experteninterviews und deckt Themen von Verfügbarkeit und Preis bis hin zu Konsumpsychologie und bewussten Konsum ab. Für alle Interessierten bietet der Report wertvolle Informationen und Denkanstöße, um das eigene Kaufverhalten zu reflektieren und möglicherweise zu ändern.

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