#zivilcourage

Am Sonntag, den 9.6. 2024 um fünf Uhr wache ich auf und schaue auf mein Handy: sechs verpasste Anrufe meiner Tochter Lisa und ein Video meiner Tochter Vera, in dem zu sehen ist, wie Autos im Hochwasser versinken. Die Stimme von Vera im Hintergrund: „Oh mein Gott! Es ist so schlimm, es ist so schlimm!“

Panik kommt hoch in mir! Ich springe aus dem Bett und schaue aus meinem Fenster in Bad Tatzmannsdorf: nichts. Alles ruhig.

Ich schalte den Computer ein und rufe meinen Social Media Account auf: Um Himmels willen!

Sofort schreibe ich meinen Töchtern per WhatsApp, ob sie Hilfe brauchen. Die Antwort kommt unmittelbar: „Ja, Mama und bring Gummistiefel mit!“

Gefühlte zwei Minuten später sitze ich im Auto, an der Tankstelle hole ich noch ein paar Lebensmittel. Dann fahre ich nach Unterschützen: Es ist ein Bild der Verwüstung. Wasser, Schlamm; alles, was nicht niet- und nagelfest ist, wurde mitgerissen.

Im Haus meiner Tochter Lisa herrscht völliges Chaos: Garagentore sind eingedrückt, Zäune weggeschwemmt, die Wohnung steht unter Wasser. Ich betrachte fassungslos Autos und Motorräder, die im Schlamm versinken. Das Schlimmste ist aber die Verzweiflung in den Gesichtern meiner Kinder.

Nebenbei erzählen sie mir, dass Lisas Freund, Jan Baldauf, eine Frau aus den Fluten vor dem Ertrinken gerettet hat, während ihm sein eigenes Hab und Gut im wahrsten Sinn des Wortes um die Ohren geschwommen ist. Für genauere Ausführungen bleibt keine Zeit. Tage später wird eine Tageszeitung seine heldenhafte Rettungsaktion erzählen. Aber in diesem Moment geht es ums blanke Überleben und darum, zu retten, was zu retten ist. 

Mit meiner Tochter Vera gelange ich zu deren Wohnung – auch in Unterschützen. Wir machen die Wohnungstür auf und können unseren Augen nicht trauen: Auch hier schwimmt alles im Schlamm. Vera wird blass. Sie studiert – wie ihre Schwester Lisa – Soziale Arbeit in Eisenstadt. Ihr ganzer mühsam erarbeiteter Besitz ist vernichtet durch die Massen an Schlamm. Wir fangen an, Möbel und Gegenstände aus der Wohnung zu werfen und mit Schneeschaufeln den Schlamm herauszuschaufeln. Stundenlang!

Nach und nach füllt sich die Wohnung mit Helfern, viele junge Frauen, junge Männer, ich weiß nicht, woher sie kommen. Aber alle helfen bedingungslos und packen mit an. Es sind junge Leute, die ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte.

Ich schreibe diesen Leserbrief als Hommage an die Jugend, die unendlich viel besser ist, als ihr nachgesagt wird. Couragiert, engagiert, fleißig und mit dem Herz am richtigen Fleck! An diesem Tag in Unterschützen, an diesem furchtbaren Tag, wo so viele Menschen – meine Töchter und Jan eingeschlossen – alles verloren haben, war die bedingungslose Hilfe dieser jungen Menschen unendlich tröstlich. Diesen Gedanken habe ich mitgenommen und möchte ihn weitergeben. 

Es ist mir ein Anliegen, dass hervorgehoben wird, wie viel Zivilcourage und Engagement diese jungen Leute zeigen!

Und genau diese Zivilcourage, insbesondere die meines Schwiegersohns Jan Baldauf, der in dieser Nacht ein Leben gerettet hat, möchte ich finanziell unterstützen! Jan hat keine Sekunde gezögert und mit einer waghalsigen Rettungsaktion die Frau, die zu ihren Hunden wollte, vor dem Ertrinken gerettet. 

Als Unternehmerin tue ich das, was ich nun mal am besten kann: Ich entwerfe eine Seife! Den Erlös dieser #zivilcourage-Seife spende ich zur Gänze an Jan Baldauf aus Unterschützen. Als Duft habe ich Traube-Heidelbeere gewählt! Das ist sein Lieblingsduft.

Ich selbst habe an diesem 9. Juni 2024 die Kraft und Couragiertheit der heutigen Jugend erlebt. Und gerade in den vielen Katastrophen, die in unserer Welt passieren, sind sie die Hoffnungsträger unserer Zukunft.