Reportage

Vom Reiz der großen Leinwand

Kinos dürfen wie viele kulturelle Einrichtungen erst sehr spät wieder aufsperren – zu Redaktionsschluss galt jedenfalls der 1. Juli – also nach gut dreieinhalb Monaten. Doch wie geht es nach der Corona-Krise mit den Kinos weiter und wie will man den Streamingdiensten die Stirn bieten?

Foto: Ökopark Hartberg

Kino, das verbinden viele mit Popcorn, Cola und dem Ausflug in neue Welten. Man erlebt die große Liebe auf der XXL-Leinwand, sieht dem bösesten aller Schurken direkt ins Auge oder befindet sich plötzlich am Rande der Galaxis. Erlebnisse, die wir nicht missen möchten?

Das Heimkino als Konkurrenz zur Großleinwand

Fakt ist, dass in den letzten Jahren die Streamingdienste in Konkurrenz zum klassischen Kino getreten sind; durch die krisenbedingte Entscheidung der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, vorerst einmalig Filme für den Oscar zuzulassen, die nie im Kino gelaufen sind, wird dieser Trend unterstützt.

„Wenn man heute einen Kinosaal allein hernimmt im altklassischen Stil: tot“, sagt Hannes Kaindlbauer, Geschäftsführer des Diesel-Kinos Oberwart. Doch fährt er fort: „Das Kino wird es immer geben. Kino ist ein Gesamterlebnis, ist Entertainment.“ Dementsprechend soll man es inszenieren.

Diesel-Kino Oberwart: ein abendfüllendes Erlebnisprogramm

Am 1.11.2008 eröffnete das Oberwarter Diesel-Kino. Gesucht wurde ein abendfüllendes Programm: Essengehen, Film schauen, anschließender Cocktail. Von Anfang an gab es den Minigolfplatz. Technisch setzte man immer schon auf den neuesten Stand. Dazu kam ein Kulturprogramm mit der Reihe „Kino anders“ und englischsprachigen Filmen. Nun sind die Mitarbeiter auf Kurzzeit, bis zum Aufsperren gibt es einen Popcornservice fürs Heimkino, „damit man uns nicht vergisst.“

Science-Center und Maxoom-Kino im Hartberger Ökopark: eine untrennbare Einheit

Das Maxoom-Kino stand ebenfalls nie für sich, war immer in das Science-Center, also den Ausstellungsbereich des Ökoparks, integriert. „Wir haben unsere Nische“, sagt Thomas Lattinger, „als echtes Spezialkino, das letzte echte Großformatkino mit 70 mm-Filmen.“ Dazu kommen im zweiten, etwas kleineren Saal neuere 3D-Produktionen und der Familienfilm, der am Frühabend als Ausstellungsausklang mitgebucht werden kann. „Seit wir unsere Kinozeiten stärker an die Öffnungszeiten des Ausstellungsbereiches angepasst haben, konnten wir unsere Umsätze deutlich verbessern“, ergänzt er und fügt hinzu, dass man an weiteren erweiterten Kinoerlebnissen arbeite wie etwa einem sonntäglichen Kinobrunch.

In seiner über 100-jährigen Geschichte hat das Kino zwei Weltkriege überdauert, den kalten Krieg nachgezeichnet, unzählige Filme zur künstlichen Intelligenz hervorgebracht. Wer weiß, vielleicht gibt es in absehbarer Zeit einen Film über die Corona-Krise? Aber nur auf der großen Kinoleinwand!


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